Sonntag, 30. September 2012


Hallöchen. Ich dachte es ist mal wieder an der Zeit einen Blogeintrag zu schreiben. Gestern Nacht war hier ein Weltuntergang. Es hat richtig heftig geregnet und etwas gewittert. Die Nächte hier sind super heiß. Man wacht eigentlich jede Nacht klitschnass auf (jammijammi) :-D.. Jammijammi ist Felinas und mein neuer Ausdruck für ekeliges Zeug, und den Begriff benutzen wir täglich mehrmals. Wenn Kinder sich anpinkeln, täglich die Kuh verbrannt wird, der Schuh beim Schuhweitwurf hinterm staubigen Bett landet (wo man bestimmt auch eine Kakerlake finden könnte,..sollte man da mal sauber machen), oder wenn man das Gefühl nicht loswird, dass der Watchiwatch in den Hof kackt. Ja, hier ist eigentlich immer etwas los.
Gestern haben wir (um die Bilder mit Text zu versehen, das habe ich nämlich nicht mehr geschafft) im Projekt gebaut. Patrick, unser Projektleiter, hat vor, die Klassenräume zu vergrößern. Dazu hat er schon einmal den Grundriss vorgekennzeichnet, sodass wir mit einer –ja- Axt (ihr merkt, mein Baufachvokabular ist nicht sehr ausgeprägt) den Boden aufgelockert und später mit einer Schaufel ausgegraben haben, um die Steine einzulassen. Wir wurden immer wieder von den zwei Bauarbeitern belächelt. Zwei Mädels (dazu weiß) schwingen eine „Axt“ (ich setz das mal in Anführungszeichen). Da hat er doch glatt die Kamera gezückt ;-) Aber sie haben sich trotzdem darüber gefreut, dass wir immer wieder gefragt haben, was wir machen können. Daher haben wir noch Steine geschleppt (ich hab jetzt Muskelkater) und einen Boden mit Sand begradigt. Ach, da fiel unser Ausdruck auch wieder. Weil sich hinter dem Haus, wo die Steine lagen, wohl das zweite Klo befindet (Jammi).. Der Zement wird hier am Boden angerührt, das kann man mit einem Mürbeteig vergleichen :-D Wenn ihr versteht was ich meine. Völlig geschafft und mit vier Blasen an den Händen bin ich dann ins Bett gefallen.
Es holpert  unten gerade und alle scheuchen wie verrückte Hühner durch das Haus, denn: Wir bekommen gerade einen Notstromgenerator! JEAH! Jetzt brauchen wir nur noch einen funktionierenden Kühlschrank. Naja, und der Generator muss dann auch funktionieren. So laut und durcheinander wie die Typen reden hört es sich nicht an, als hätten sie einen Plan :-) Und, scheiße! Jetzt läuft er :-D Das ist sooo laut! Hoffentlich haben wir  nachts keinen Stromausfall.  Das werden schlaflose Nächte. Dann doch lieber Kerzenschein, vergammelter Käse und Taschenlampenduschen. Das ist heftig! Wie ein Presslufthammer oder Traktor! Ahhh! Jop, danke dass ihr ihn wieder ausgestellt habt.
Ich bin heute richtig glücklich aus dem Internetcafé gegangen, weil es wunderbar ist, wenn man mal nicht nur in Hektik Nachrichten liest, sondern Zeit findet, ein bisschen tiefgründiger zu quatschen :-)
…und jetzt ist schon Sonntag und ich erweitere noch einmal den Eintrag. Denn gestern gings auf nach Prampram. Wir hatten nämlich vor, uns einen idyllischen Strandtag zu machen. Das stand im Reiseführer:
Prampram und die Dörfer New Ningo und Old Ningo besitzen wirklich romantische,mit Kokospalmen gesäumte Buchten, die zu ausgedehnten Spaziergängen und erfrischenden Bädern im Meer einladen. Viele Bewohner von Accra fahren regelmäßig hierher, um sich vom Großstadtstress zu befreien. Einige haben schon Wochenendhütten entlang der Küste aufgestellt. Wenn Sie Prampram als Tagesziel anpeilen sollten, brauchen Sie keine Verpflegung mitzunehmen.
Aus dem sonnigen Strandtag wurde dann eine feuchte Abenteuertour durch das Nirgendwo in Prampram (vielleicht kommt daher das Wort Pampa?). Das lag aber daran, dass uns der Taxifahrer, der uns zu diesem Fischerort gebracht hat, in die falsche Richtung geschickt hat. Also sind Felina, Thaisa, Wiebke und ich los (es hat geregnet) und haben den idyllischen Strand gesucht. Wir sind querfeldein immer in Richtung Palmen und sind auch tatsächlich am Strand angekommen. Aber es wurde echt gruselig als wir sahen, dass auf dem Meer vier Schiffwracks lagen, auf denen Einheimische herumlungerten (Gibt’s dort eigentlich auch Piraterie?- Das haben wir uns gefragt). Wir sind dann einfach mal die Küste entlang gelaufen und haben uns für eine Richtung entschieden, die freundlicher aussah (am Ende hat sich herausgestellt, dass das die falsche war). Zwischendurch haben wir rote Muscheln gefunden, immer mal wieder einen Knall gehört (vielleicht haben die irgendetwas bei den Wracks gesprengt?), und das gruseligste war, dass abgesehen von den Leuten auf den Wracks keiner zu sehen war. Es gab vereinzelnd Häuser, die den Eindruck machten, als hätte ein Nuklearunglück die Menschen vertrieben. Ein totes Ferkel lag noch am Strand, da bin ich fast drüber gestolpert. Und dann- wie aus dem Nichts- kam ein altes Fischerdorf (5 Lehmhäuser mit Strohdach, Ziegen und Einwohnern).  Plötzlich haben wir uns gefühlt wie bei dieser schrecklichen  Sendung „Die strengsten Eltern der Welt“. Als wären wir ins Nirgendwo verbannt worden und müssten jetzt überlegen, wie wir mit dieser Situation umzugehen hätten. Durchs Dorf durch? Haben die schon einmal Weiße gesehen? Rauben die einen dann aus? Wir haben uns dann dafür entschieden einer Frau zu folgen, da der Weg noch am besten aussah. Und wir haben uns überlegt, dass es schlau wäre den Strommasten (die gab es dort nämlich) zu folgen. Das war echt eine abenteuerliche Wanderung durch den Schlamm. Denn der heftige Regen hatte den Weg so überschwemmt, dass wir mit unseren Sandalen (eine Wanderung hatten wir ja nicht geplant) im Matsch stecken geblieben sind und uns dann dafür entschieden haben, die Schuhe auszuziehen und Barfuss weiter zu gehen. Vorher haben wir schon gesehen, dass vor uns jemand barfuss durch die Pfützen gegangen sein muss. Da passt man sich den Einheimischen doch am besten an. Zwischendurch kamen uns Fischerjungs mit Angeln entgegen, die uns angeschaut haben, als wären wir Außerirdische und haben auf ihrer Stammessprache über uns geredet. Die Situation war echt herrlich. Vor irgendeinem Haus haben wir dann beschlossen unsere Füße und Schuhe in einer Pfütze vom Schlamm zu entfernen, erfolglos, dabei hat uns ein Ghanaer amüsiert zugeschaut und uns erzählt, dass das Gebiet erst neu erschlossen wurde. Hätten wir auf den Reiseführer gehört, dann hätte man uns wahrscheinlich verhungert auf einem Chillifeld gefunden. Zum Glück hatten wir den Abend vorher noch ein Blech Fantakuchen gemacht und morgens Sandwichs eingepackt.
J Im Trotro sind wir dann alle erschöpft eingeschlafen..

Keine Kommentare: